Fließpressen: Umformen mit System

Fließpressen ist mehr als nur ein Fertigungsverfahren – es ist ein Weg, komplexe Metallbauteile wirtschaftlich und belastbar umzusetzen. Walter Schneider kombiniert präzise Umformtechnik mit hoher Materialkompetenz. Ob rotationssymmetrisch oder mehrstufig: Wir zeigen Ihnen, wie sich Ihr Bauteil ohne Abfall und mit maximaler Wiederholgenauigkeit realisieren lässt.

Fließpressen: Präzision durch Umformung, nicht durch Abtragung

Fließpressen ist ein Verfahren der Massivumformung, bei dem metallische Werkstoffe unter hohem Druck in ein geschlossenes Werkzeug gepresst werden. Im Gegensatz zu zerspanenden Verfahren wird dabei kein Material abgetragen, sondern umgeformt. Das bedeutet: kein Verschnitt, kein Materialverlust. Der Werkstoff fließt in die Form, ohne seine Faserstruktur zu unterbrechen. Dadurch entstehen hochfeste, dichte und langlebige Bauteile mit sehr guten Oberflächeneigenschaften. Die Methode eignet sich besonders für rotationssymmetrische oder komplexe Geometrien in mittleren bis großen Serien.

Kalt- und Warmfließpressen im Vergleich

Kriterium Kaltfließpressen Warmfließpressen
Energieeffizienz
  • sehr geringer Energieeinsatz
  • keine Prozesswärme erforderlich
  • zusätzlicher Energieaufwand durch Erwärmung
  • höhere Betriebskosten
  • Maßhaltigkeit
  • höchste Präzision
  • enge Toleranzen im Hundertstelbereich
  • gute Maßhaltigkeit
  • leichte Abweichungen bei komplexen Formen möglich
  • Festigkeit
  • maximale Festigkeit durch Materialverdichtung
  • Erhalt der Faserstruktur
  • gute Festigkeit
  • weniger Kaltverfestigung durch Erwärmung
  • Formvielfalt
  • geeignet für einfache oder rotationssymmetrische Geometrien
  • geeignet für komplexe, stark umgeformte Bauteile
  • Serienproduktion
  • ideal für große Stückzahlen
  • hohe Wiederholgenauigkeit
  • geeignet für kleinere Serien mit anspruchsvoller Geometrie
  • Materialflexibilität
  • ideal bei gut umformbaren Metallen (z. B. Stahl, Kupfer)
  • eingeschränkt bei harten Werkstoffen
  • auch für schwer umformbare Materialien geeignet (z. B. Nickellegierungen)
  • Fließpressverfahren verstehen: Umformrichtungen und Formvielfalt

    Die Wahl der Fließpressrichtung beeinflusst die Bauteilgeometrie und die erzielbaren Materialeigenschaften. Bei Walter Schneider nutzen wir alle drei Grundrichtungen – je nach Anforderung auch in Kombination.

    Vorwärtsfließpressen

    Der Stempel und der Werkstoff bewegen sich in dieselbe Richtung. Diese Methode eignet sich besonders für zylindrische Vollteile wie Bolzen oder Achsen. Abhängig vom Werkstoff sind Reduktionen des Querschnitts um bis zu 85 % möglich.

    Rückwärtsfließpressen

    Der Werkstoff fließt gegen die Bewegung des Stempels. So lassen sich tiefe Hohlformen mit dünnen Wandstärken erzeugen – z. B. Hülsen, Kappen oder Becher mit geschlossenem Boden.

    Kombinationen & Sonderformen

    Für komplexe Bauteile kombinieren wir mehrere Umformrichtungen in einem Werkzeug. Typisch ist z. B. das Napf-Fließpressen mit beidseitiger Kalibrierung. So entstehen hochpräzise Hohlkörper mit definierter Innengeometrie – rotationssymmetrisch oder asymmetrisch.

    Querfließpressen

    Der Materialfluss erfolgt quer zur Stempelbewegung. Dadurch lassen sich Formelemente wie Querrippen, Querbohrungen oder Seitenansätze direkt mitformen – ohne nachträgliche Bearbeitung.

    Fließpressen: Das Verfahren im Detail

    1. Der Umformprozess
    Der Rohling – meist ein Drahtabschnitt oder eine Stanzbutze – wird in ein exakt ausgelegtes Werkzeug eingelegt. Ein Stempel drückt das Metall unter hohem Druck in die Matrize. Das Material fließt in alle Hohlräume der Form, ohne abzutrennen. Es entsteht ein exaktes Bauteil mit verdichtetem Gefüge und hoher Wiederholgenauigkeit.

    2. Die Werkzeuge
    Wir entwickeln und fertigen alle Umformwerkzeuge selbst – aus hochfestem Werkzeugstahl. Unsere Werkzeuge sind auf lange Haltbarkeit ausgelegt und ermöglichen extrem enge Toleranzen. Die Entwicklung erfolgt digital, mit direkter Rückkopplung zur Bauteilkonstruktion.

    3. Kalibrierung und Nachbearbeitung
    Bei besonders anspruchsvollen Bauteilen kalibrieren wir die Innenkontur in einem zweiten Schritt. Auch Beschneiden, Lochen, Gewindepressen oder Gleitschleifen lassen sich integrieren. Unser Ziel: eine Net-Shape-Fertigung, bei der das Bauteil direkt einsatzbereit ist – ohne zusätzliche Bearbeitungsschritte.

    Anwendungsbeispiele aus dem Fließpressen: was sich konkret realisieren lässt

    Ob Vollkörper, Hohlformen oder komplexe Geometrien – Fließpressen bietet vielfältige Möglichkeiten. Die folgenden Bauteiltypen haben sich in der Praxis besonders bewährt.

    Rotationssymmetrische Vollteile

    Diese Teile zeichnen sich durch durchgängige Querschnitte und hohe mechanische Belastbarkeit aus. Fließpressen ersetzt hier das Drehen – mit höherer Festigkeit und weniger Materialverbrauch.

    • Bolzen mit integrierter Kopfform – z. B. für Verbindungen unter Scher- oder Zugbelastung
    • Achsen mit Absatz oder Fase – etwa für präzise Führungen oder rotierende Anwendungen
    • Stifte mit definiertem Durchmesserverlauf – z. B. für Lagerungen oder Steckverbindungen.

    Hohlkörper mit hoher Maßgenauigkeit

    Hohlformen profitieren besonders vom Fließpressen, da sie sich in einem Stück herstellen lassen – ohne Schweißen oder Tiefziehen.

    • Hülsen mit Innenkalibrierung – z. B. für Gehäuse, Buchsen oder Isolatoren
    • Becher mit Boden – für geschlossene Hohlteile mit hoher axialsymmetrischer Belastung
    • Hohlwellen – rotationssymmetrisch und dünnwandig, ideal für Antriebskomponenten.

    Funktionsgeometrien mit Zusatznutzen

    Fließpressen kann mehr als nur „rund“. Durch gezielte Umformung entstehen Formelemente, die normalerweise nachträglich gefräst oder gebohrt werden müssten.

    • Seitliche Ansätze und Querrippen – direkt mitgeformt, ohne Bearbeitungsaufwand
    • Querbohrungen oder Längsnuten – realisierbar durch Querfließpressen
    • mehrstufige Formelemente – z. B. mit variierenden Wandstärken, Durchmessern oder Übergängen.

    Werkstoffe, die wir fließpressen – unsere Materialkompetenz

    Die Wahl des richtigen Werkstoffs entscheidet über die Umformbarkeit, Festigkeit und Lebensdauer des Bauteils. Bei Walter Schneider verarbeiten wir nicht nur Standardmetalle, sondern sind auch auf schwer formbare Legierungen spezialisiert.
    Alle Werkstoffe werden von uns auf ihre Fließpressbarkeit geprüft. Falls erforderlich, passen wir Geometrie und Werkzeug gezielt an die Materialeigenschaften an – für optimale Umformergebnisse und stabile Serienprozesse.

    Vorteile des Fließpressens bei Walter Schneider

    Volle Materialausnutzung

    Bei der Pressung entsteht fast kein Verschnitt. Das ist besonders wirtschaftlich bei teuren Werkstoffen wie Edelstahl, Nickel oder Kupfer.

    Deutlich höhere Festigkeit

    Da der Faserverlauf im Material erhalten bleibt, entstehen keine Sollbruchstellen. Das erhöht die Dauerbelastbarkeit und verhindert frühes Versagen im Einsatz.

    Maßhaltigkeit in Serie

    Unsere Toleranzen liegen im hundertstel mm Bereich – auch bei mehreren Millionen Stück.

    Reduzierter Nachbearbeitungsaufwand

    Durch Net-Shape-Fertigung entfallen viele klassische Bearbeitungsschritte. Drehen, Fräsen oder Schleifen sind je nach finaler Geometrie nicht nötig – das spart Zeit, Werkzeuge und Kosten.

    Nachhaltige Fertigung

    Die Umformung erfolgt kalt. Es wird keine Prozesswärme benötigt. Der Energieeinsatz ist gering, der Ausschuss minimal. Zudem reduzieren wir Transporte durch Prozessintegration.

    Kurze Taktzeiten, niedrige Stückkosten

    Dank mehrstufiger Werkzeugkonzepte laufen unsere Prozesse hochautomatisiert. Das ermöglicht Stückkosten auf niedrigem Niveau – ideal je nach Material und Geometrie schon ab 50.000 bis 100.000 Bauteilen jährlich.

    Kontakt

    Sie haben ein Bauteil gezeichnet, ein Muster zur Hand oder eine erste Idee im Kopf? Wir prüfen für Sie, ob und wie sich das Bauteil wirtschaftlich fließpressen lässt. Auch bei anspruchsvollen Anforderungen oder unbekannten Werkstoffen. Nehmen Sie jetzt Kontakt auf – schnell, direkt und unverbindlich.